Sonntag, 18. November 2007

Mein Horizont erweitert sich. Hurra.


Fanfare Ciocarlia, das ist der Name einer rumänischen Brasband und einige meiner Stundienkollegen hatten beschlossen, dass man sein Leben nur halb gelebt habe, wenn man sie nie live gesehen hat. Nun ist Fanfare nicht wirklich meine Tasse Tee weil ich da gleich so was Guggemussig-ähnliches im Kopf habe. Das war meinen Freunden aber egal und da ich mein Leben prinzipiell ganz gerne ganz und nicht nur halb lebe kam es, dass ich am Samstag ziemlich überlgelaunt, weil müde und um 17 Euro ärmer, mit einem masslos überteuertem Bier in der Hand, im Paradiso (dazu ein andermal mehr) stand und davon überzeugt war dass mir zwei Stunden purer Zeit und Geldverschwendung bevor standen. Mein Eindruck wurde bestästatigt als die Band Mann für Mann die Bühne betrat. Dicke, schlecht angezogene Männer mit Schnurrbart und verbeulten Tubas. Sie sahen allesamt genau gleich aus, wie der Türke bei mir um die Ecke. Ich stand also mit gerunzelter Stirn und verschränkten Armen irgendwo am Rand und war fest entschlossen allen zu zeigen, was ich von dieser Veranstaltund hielt, als sie auf einmal zu spielen anfingen. Ich konnte es kaum glauben aber es war gut. Ich musste es mir schon nach dem ersten Song eingestehen, es klang einfach richtig gut. Ich stehe also tatsächlich auf rumänische Fanfare, wer hätte das gedacht? Beängstigend, sowas. Wer garantiert mir jetzt, dass ich mir nicht schon morgen niederländischen HC Techno (Auswahl hätte ich zu genüge), oder schlimmer noch James Blunt, auf den Ipod lade?

Samstag, 10. November 2007

Peanuts

Holländer essen eindeutig zu viel Erdnüsschen. Sie essen sie in allen nur denkbaren Variationen. Erdnussbutter (das ist ja noch normal......), Erdnusspoulet, Erdnusssuppe,..... sehr speziell, das. An sich schmeckt es ziemlich gut, aber wenn man Samstagsmorgens leicht verkatert in der Küche anfängt zuarbeiten, kann der Geruch doch einigermassen penetrant werden. Das ist dann wohl die unangenehme Nebenwirkung der Küchenarbeit in einer ehemaligen Kolonialmacht.
Und wenn ich doch schon mal am klagen bin, kann ich gleich zum Wetter übergehen. Seit drei Tagen herrscht hier Sturmwarnung. Die Dämme werden geschlossen, die Deiche verstärkt und bewacht. Vom Sturm selber habe ich noch nicht allzu viel bemerkt, nur beim Radfahren ist es übel, der Hertenstein is ein Witz dagegen!
So und jetzt genug gemault, es geht mir nämlich sehr gut. Die ersten Prüfungen sind absolviert und bestanden, die Kantine an der Uni ist gut und billig, die Leute sind toll (einige jedenfalls) und auch die Ausgangsmöglichkeiten sind in Ordnung (abgesehen vom Kino, Amsterdam ist eine Kinowüste, ehrlich. Sie drehen seit meiner Ankunft “das Leben der anderen” und fühlen sich deshalb schrecklich independent. Aber ich wollte eigentlich positiv sein....).
Das erste Quartal also ist erfolgreich überstanden und da die Anzahl der Vorlesungen im zweiten Quartal sehr viel geringer ist habe ich momentan ein ziemliches schoggileben.
Und während ich mein Leben geniesse, ist Holland schwer damit beschäftigt seine Sexualmoral aufzupimpen und sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass der flämische Teil von Belgien bald holländisch sein wird. Man darf daher gespannt sein, wie es weitergeht.